MudMasters 2016, Weeze
Kurz vor meinem ersten OCR, der eigentlich der ToughMudder NRW sein sollte, passierte es plötzlich. Ich hatte schon in meinem ersten Artikel so etwas angedeutet. Ein Freund, auch Läufer, rief mich freitags abends an: „Oliver, was machst du eigentlich morgen?“ Ich hatte nichts geplant und so kam ich in den Genuss eines gesponserten MudMasters-Tickets - äußerst kurzfristig und völlig überraschend. Mit sehr wenig Vorbereitungszeit und umso mehr persönlicher Aufregung ging es sehr früh morgens los. Habe ich alles dabei? Bin ich fit genug? Was wird passieren? Traue ich mir alle Hindernisse zu?
Auf der 90 Minütigen Fahrt wurden mir noch einige Details erzählt. Zwar war keiner der Mitläufer jemals einen OCR gelaufen, aber hatten alle mehr Zeit sich mit diesem speziellen Event vertraut zu machen. Unter anderem damit, dass ¾ der Strecke von 18km über Sand gelaufen werden würde.
Laufen auf Sand ist zusätzlich kräfteraubend. Sehr viel der aufgewendeten Energie „verpufft“ im Sand. Dies fordert die Muskeln der Fußsohle, Wade und Oberschenkelrückseite in ungewohnter Weise. Weiter führt der unebene und „schwammige“ Boden zu einer ungleichmäßigen und erhöhten Beanspruchung der Stützmuskulatur. Das Joggen auf sandigem Boden ist, im Vergleich zum Laufen auf herkömmlichen Untergründen, um ein Vielfaches anstrengender, jedoch auch effektiver. Für einen „Wettkampf“ aber ungeübt nicht zu empfehlen. Für das Training zum Beispiel im Urlaub kann es eine gelungene Abwechslung sein. Ich saß aber nun mal im Auto und ein Zurück gab es nicht.
Wir waren zeitlich knapp dran und so wurde der Weg vom Parkplatz zur Akkreditierung mit Sack und Pack zum Aufwärmlauf. Was wir alle nicht wussten: Die Hektik war unbegründet. Es werden zwar Startzeiten vergeben aber selten kontrolliert. Das soll bitte kein Aufruf zum Boykott dieser Zeiten sein. Sie dienen einer gleichmäßigen Streckenauslastung und somit tragen sie zum Spaß aller Läufer bei. Aber, wenn es aus irgendwelchen Gründen nicht möglich ist, diese Zeit einzuhalten, dann darf man dennoch starten. Also, auf zum Start!
Noch aufgeregter als bei der Fahrt stand ich plötzlich in einer Menge anderer Läufer. Leute, wie „Arnold Schwarzenegger“, „Kevin James“ (Doug aus King of Queens), aber auch Leute wie „du und ich“. Läufer der 6km, 12km und 18km Distanz. Alle standen wir dort und machten gemeinsam das animierte Aufwärmprogramm. Schon hier begann der Spaß und unsere Gruppe wurde für die Herausforderung aufeinander eingeschworen!
Was folgte, waren drei sehr spannende, fordernde und spaßige Stunden mit viel Wasser, Matsch und Schlamm sowie mit vielen Kletter-, Hangel- und Krafthindernissen. Der Sand war schlimm, aber das Laufen ist gar nicht das größte Hindernis: Mental war und bin ich viel mehr damit beschäftigt, welches Hindernis als nächsten kommt und wie man dieses überwinden kann. Wir bezwangen eines nach dem anderen, halfen uns und anderen und waren ein unschlagbares Team. Laufen ist zwar kein Teamsport, OCR aber schon! Teilweise sind die Hindernisse nicht ohne Hilfe zu überwinden. Drei bis vier Meter hohe Mauern schaffen nur wenige alleine hoch. Man hilft sich! Das Ziel ist, dass jeder den Parkour bewältigt und glücklich ins Ziel kommt. Die Starken helfen den Schwächeren. Unterstrichen wird dies durch die fehlende Zeitmessung. Diese Art OCR ist kein Rennen, sondern eine Herausforderung.
Glücklich aber auch am Ende unserer Kräfte kamen wir im Ziel an, wo es traditionell ein Bier gibt. Und? Was soll ich sagen? Ich hatte sofort Blut geleckt! Und konnte den nächsten Lauf nicht abwarten. Ich zählte ab sofort die Tage bis zum nächsten OCR.
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